Große Resonanz auf digitalen Fachaustausch „Nah an den Familien – wie kann das gelingen?“

Familien, und erst recht solche mit kleinen Kindern sind zur Zeit besonders gefordert. Die zunehmende soziale Ungleichheit betrifft vor allem zugewanderte Familien und steigt in Zeiten geschlossener oder eingeschränkt arbeitender KiTas und fehlender Familienangebote nochmal mehr. Wie kann es gelingen, trotzdem in Kontakt zu bleiben, den Bedarfen der Familien und der Kinder gerecht zu werden?

Die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe hatte gemeinsam mit der Landeskoordinierungsstelle Griffbereit und Rucksack KiTa  einem digitalen Fachaustausch am 15.12.2020 eingeladen, bei dem dieser Frage nachgegangen werden sollte. Aus gesundheitlichen Gründen konnte Doris Schröder-Köpf aber leider nicht persönlich anwesend sein.

Ausgangspunkt waren die Programme Griffbereit und Rucksack KiTa in Niedersachsen, die in mehr als zweihundert Einrichtungen umgesetzt werden. Kernstück der Familienbildungs- und Sprachprogramme sind Eltern- oder Eltern-Kind-Gruppen, in denen Mehrsprachigkeit und die Wertschätzung der Familiensprachen Grundlage des Konzeptes sind. Schlüsselakteure dabei sind die „Elterbegleiter*innen“, die die Gruppen anleiten, einen vertrauensvollen Kontakt zu den Familien aufbauen und aktivierend auf die Bildungsbegleitung der Kinder wirken. In den letzten Monaten konnten diese Gruppen nicht im gewohnten Rahmen umgesetzt werden und die Koordinator*innen und Elternbegleiter*innen haben über kreative und digitale Formate trotzdem die meisten der Familien erreichen können. So war Information, Beschäftigung und vor allem auch weitere Anregungen in der Sprachbildung für die Familien trotz Kontaktbeschränkungen möglich.

Mehr als hundert Interessierte haben die Gelegenheit bei dem Fachaustausch genutzt, sich über die Programme zu informieren, die in Beiträgen von verschiedenen Perspektiven beleuchtet wurden. Prof. Dr. Timm Albers, der den bundesweiten Transfer von Griffbereit und Rucksack KiTa wissenschaftlich begleitet, stellte deren Resilienzfaktoren dar, besonders unter der verschärften Entwicklung sozialer Ungleichheit in Zeiten von Corona. Aus der Praxis berichtete Duygu Özbisikletci aus Lüneburg. Als Elternbegleiterin betreut sie seit Jahren zugewanderte Familien, dies in enger Zusammenarbeit mit dem Familienbüro der Stadt Lüneburg sowie eingebunden in das Bundesprogramm „Kita-Einstieg“. Die Leiterin der Stabsstelle für Migration und Teilhabe im Landkreis Peine, Emine Öztürk, griff in ihrem Kommentar die Chancen für die Integration auf, die mit den niedrigschwelligen Programmen einhergehen. Dabei stellte sie fest, dass mit Griffbereit und Rucksack KiTa auch ein hohes Maß an „emotionaler Integration“ auf allen Seiten erreicht werden kann. So leisten die Programme laut Öztürk viel für die gesamte Gesellschaft und verdienen es, fester in das Fundament des Bildungsssystems integriert zu werden.

Die Teilnehmenden brachten Ihre Anmerkungen und Fragen im Chat oder dem Online-Tool „menti“ ein. Einig waren sie sich in der Bedeutung dieser und ähnlicher niedrigschwelliger Angebote für die verschiedenen Dimensionen von Integration: „Es geht um viel mehr, als nur den Spracherwerb“.

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