„Wunden, die geblieben sind“: Schröder-Köpf zum Internationalen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma

Jedes Jahr am 2. August erinnern Sinti und Roma an Ihre Angehörigen und Vorfahren, die Opfer des Holocaust und der nationalsozialistischen Verfolgung und Ermordung wurden. Aus Anlass dieses bevorstehenden Gedenktages erinnert die Niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, an dieses Leid und die rassistischen Diskriminierungen von Sinti und Roma, die bis heute anhalten:

„Der lange verleugnete Völkermord an Sinti und Roma in Europa hat tiefe Wunden hinterlassen. Er wirkt bei Angehörigen bis heute nach. Gerade aufgrund der unheilvollen Geschichte Deutschlands tragen wir eine große Verantwortung, gegen jede Form von Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus einzutreten. Deshalb ist es alarmierend, wenn laut der Leipziger Autoritarismus-Studie 2019 mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung Stereotypen gegenüber Sinti und Roma anhängen – zusätzlich angeheizt von rechten Hetzern, die völkisches Gedankengut politisch salonfähig zu machen versuchen. Dem müssen wir uns als Demokratinnen und Demokraten immer wieder sichtbar entgegenstellen. Und wir sollten noch mehr Solidarität mit jenen Bürgerinnen und Bürgern zeigen, die als „Fremde“ ausgegrenzt und zur unerwünschten Minderheit erklärt werden.“

Hintergrund

Die Anzahl der deutschen Sinti und Roma wird von der Bundesregierung offiziell auf ca. 70 000 geschätzt, wobei Sinti-Organisationen teilweise von deutlich höheren Zahlen ausgehen, nicht zuletzt aufgrund der Zuwanderung aus südosteuropäischen Staaten. Aus Angst vor Diskriminierung und Ausgrenzung leben viele Sinti und Roma in Deutschland – wie auch in anderen Ländern Europas – in der Anonymität. Den grassierenden Antiziganismus hat zuletzt die Leipziger Autoritarismus-Studie mittels Umfrage dokumentiert. Demnach bejahten 2018 etwa 56 Prozent der Befragten die Aussage „Ich hätte Probleme damit, wenn sich Sinti und Roma in meiner Gegend aufhalten“. Fast die Hälfte (49,2%) waren der Meinung, dass Sinti und Roma „aus den Innenstädten verbannt“ werden sollten.

 

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