Neue UNHCR-Studie: 59,5 Millionen Flüchtlinge weltweit!

Das leidvolle Schicksal, das Menschen durch Krieg, Verfolgung und Vertreibung ertragen müssen, ist selten mit Zahlen zu bemessen. Doch helfen diese mithin, das Ausmaß der derzeitigen Flüchtlingstragödie in einem globalen Kontext begreiflich zu machen. So zeigt der jüngste Jahresbericht 2014 des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR): Heute sind so viele Menschen auf der Flucht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.

UNHCR-Studie SnapshotDas UNHCR konstatiert in seiner neuesten Studie „Global Trends 2014“ einen traurigen Rekord der Flüchtlingszahlen weltweit. Ende 2014 waren 59,5 Mio. Menschen auf der Flucht vor Krieg, Konflikten und Vertreibung, acht Mio. Menschen mehr als noch im Vorjahr 2013. Dabei handelt es sich um den höchsten Anstieg von Flüchtlingen, den Hilfswerk jemals statistisch erhoben hat. Allein im Jahr 2014 sahen sich 13,9 Mio. Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und im In- oder Ausland Schutz zu suchen. Bei den insgesamt fast 60 Mio. handelt es sich genauer um 19,5 Mio. Personen, die in ein anderes Land Obhut suchten, um 38,2 Mio. Binnenvertriebene sowie um 1,8 Mio. Asylsuchende, die noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten.

Vor dem Hintergrund dieser Dimensionen verwundert es nicht, wenn UNO-Flüchtlingskommissar António Guterres von einem Paradigmenwechsel spricht, von einer „Epoche, in der das Ausmaß der globalen Flucht und Vertreibung […] alles davor Gewesene in den Schatten stellt“. Er macht in seiner Stellungnahme zum Bericht nicht nur auf den Anstieg von Krisen und Konflikten aufmerksam, sondern auch auf die Unfähigkeit der internationalen Staatengemeinschaft, diese zu verhindern oder einzudämmen.

Seitdem in Syrien Bürgerkrieg herrscht, haben weltweit die meisten Menschen aus diesem Land ihr zu Hause verloren (3.88 Mio. Flüchtlinge, 7.6 Mio. Binnenvertriebene.) Zieht man die Flüchtlingszahlen aus dem Irak (fast 4 Mio. insgesamt) heran, so wird ersichtlich, warum der Naher Osten zur größten Herkunftsregion geworden ist. Den größten Anstieg von flüchtenden Menschen verzeichnete im vergangenen Jahr indes Asien mit 31 Prozent.

Die Studie bietet eine Fülle von Datenmaterial, u..a. über die regionale Herkunft der Flüchtlinge und in welchen Ländern sie am häufigsten Schutz suchten und fanden.

Länder, aus denen die meisten Menschen 2014 außer Landes geflohen sind Länder, welche 2014 weltweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben Länder, welche gemessen an ihrer Einwohnerzahl 2014 weltweit die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben Länder, welche gemessen an ihrer Einwohnerzahl 2014 in Europa die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben (insg. 3.1 Mio.) Länder, in denen 2014 die meisten Asylanträge gestellt wurden (Erst- und Folgeanträge)
1. Syrien (3.883.585) 1. Türkei (ca. 1.590.000, 11%) 1. Libanon (232 pro 1000 Einw.) 1. Türkei (21 pro 1000 Einw..) 1. Russland (274.744)
2. Afghanistan (2.593.368) 2. Pakistan (ca. 1.510.000, 10.5%) 2. Jordanien (87 pro 1000 Einw.) 2. Schweden (15 pro 1000 Einw.) 2. Deutschland (202.834)
3. Somalia (1.106.068) 3. Libanon (ca. 1.100.000, 8%) 3. Nauru (39 pro 1000 Einw.) 3. Malta (14 pro 1000 Einw.) 3. Frankreich (101.895)
50. Deutschland (3 pro 1000 Einw..) 12. Deutschland (3 pro 1000 Einw..)

Besonders erschütternd fällt ein weiterer globaler Negativrekord ins Auge: 51 Prozent aller Flüchtlinge sind noch keine 18 Jahre alt. Es handelt sich dabei um einen Anstieg von 41 Prozent innerhalb von nur fünf Jahren. Auch die Zahl der unbegleiteten Kinder, die 2014 um Asyl suchten, ist auf eine alarmierende Zahl von über 34.000 Menschen gestiegen.

In Deutschland hat sich die Anzahl der Asylerstanträgen 2014 im Vergleich zum Jahr 2007 verneunfacht (173.000 bzw. 19.200). Den höchsten Anstieg verzeichnete die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien (11.900 in 2013, 39.300 in 2014). Die meisten Menschen, die in Deutschland 2014 Schutz suchten, kamen aus Syrien, Serbien, Kosovo, Eritrea, Afghanistan und Albanien (zu den Asylzahlen in Deutschland siehe ausführlich die noch etwas aktuellere Asylgeschäftsstatistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge).

Der gesamte Jahresbericht des UNHCR kann hier heruntergeladen werden (56 Seiten in englischer Sprache). Das UNHCR hat außerdem in deutscher Sprache eine Pressemitteilung zum Bericht auf seiner Webseite veröffentlicht. Siehe auch die Berichte der UNO-Flüchtlingshilfe oder den grafisch aufgearbeiteten Überblick bei Spiegel Online.

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